Scicamp 2013: Wissenschaftskommunikation im Social Web
[In this post in German, I write about Scicamp 2013, a barcamp in Berlin, Germany, on science communication, which I attended in June 2013.]
Wie lassen sich die Möglichkeiten des Web 2.0 einsetzen, um wissenschaftliche Forschung einer breiteren Öffentlichkeit zu vermitteln? Dieser Frage widmete sich bereits zum dritten Mal das Scicamp, ein von der Initiative Wissenschaft im Dialog veranstaltetes Barcamp, das vom 1. bis 2. Juni 2013 in den Räumen des Co-Op, eines Co-Working-Spaces in Berlin stattfand.
Twitter-Hashtag der Veranstaltung: #widsc
Angereist waren gefühlt dreißig bis vierzig Personen, die sich alle in verschiedensten Funktionen mit Wissenschaft unter den Bedingungen der sozialen Medien im Internet auseinandersetzen und darauf brannten, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen.
Wie bei Barcamps üblich, wurden die Zeitfenster für Vorträge und Diskussionen in einer Ideenfindungsrunde mit Themen gefüllt, bis, man staunt immer wieder darüber dass es tatsächlich funktioniert, ein interessanter Ablaufplan stand.
Wissenschaft im Video (I)
Forscherinnen im Videointerview
Dass das Medium Video im Internet vor allem bei Jugendlichen weit vorne liegt, belegen mittlerweile diverse Studien zum Online-Nutzungsverhalten.
Was liegt also näher, als Online-Video auch für die Vermittlung von Wissenschaft zu nutzen?
Die Journalistin Kerstin Hoppenhaus (bei Twitter @quinoat), widmet sich in ihrem Projekt Significant Details der in Entstehung befindlichen Arbeit von Forscherinnen. Im Rahmen des Projekts ergänzen sich eine Serie von Videointerviews und ein begleitendes Blog.
Das erklärte Ziel des Projekts besteht darin, erfolgreich arbeitende Wissenschaftlerinnen sichtbarer zu machen.
Wissenschaft im Video (II)
Videowettbewerb für Wissenschaftsvideos
Katja Machill und Ragnar Vogt präsentierten in einer weiteren Session den Web-Video-Wettbewerb “Fast Forward Science” der Initiative Wissenschaft im Dialog und des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft. http://www.fastforwardscience.de
Der Wettbewerb richtet sich sowohl an den wissenschaftlichen Nachwuchs als auch an altgediente Forscher*innen, und Kommunikator*innen. Ziel des Video-Wettbewerbs ist es, brandaktuelle, spannende Videos mit wissenschaftlichem Inhalt zu finden, welche dann von einer Jury gekürt werden. Formal müssen die Videos eine Länge von unter fünf Minuten aufweisen.
Storytelling in der Wissenschaftskommunikation
Ein Element, das sich die Wissenschaftskommunikation zunutze machen kann, ist das Storytelling. Die Erzählung guter Geschichten innerhalb der Wissenschaft ist allerdings formal nicht ohne Fallstricke. Denn: klassische Pressemitteilungen bringen die wichtigste Information zuerst und lassen dramaturgisch keine Spannungssteigerung zu.
Es kommt also darauf an, Wissenschaftsgeschichten spannend zu erzählen. Um dies zu unterstützen, kann etwa das Element des “Suchens und Findens” verwendet werden. Es hilft auch, eine*n Protagonist*in zu haben, der*die nicht zwangsläufig menschlich sein muss.
Der*die Autor*in kann ebenfalls das Mehrwissen gegenüber dem Publikum dramaturgisch zur Spannungserzeugung einsetzen.
Bei der Frage nach dem passenden Medium kann man anführen, dass es nicht zwangsläufig immer Videos sein müssen. Blogs oder Twitter können ebenfalls genutzt werden und stellen unter Umständen einen geringeren Aufwand dar.
Insgesamt bietet das Storytelling Chancen für die Wissenschaftskommunikation. So können ein Stück weit Strukturen des Wissenschaftsalltags abgebildet werden, wie ihn Wissenschaftler*innen erleben.
Kunst und Wissenschaft in Symbiose
Kunst kann helfen, Wissenschaft in die Gesellschaft zu tragen. Doch damit das funktioniert, müssen einige hergebrachte Grundannahmen überdacht werden.
Eine Schwierigkeit, die bei der Zusammenarbeit von Wissenschaftler*innen und Künstler*innen auftreten kann, ist die vorweggenommene Hierarchisierung beider Bereiche. In dieser Konstellation besteht üblicherweise die Annahme, Wissenschaftler*innen müssten Künstler*innen als aktiver Part das jeweilige Thema erklären, woraufhin Künstler*innen darauf reagierend die ästhetische Umsetzung durchführen.
Eine Möglichkeit, diese Arbeitspraxis aufzubrechen kann sein, wissenschaftliche Inhalte transdisziplinär zu vermitteln. Dabei kann Kunst auf Techniken wie Geschichtenerzählung (neudeutsch Storytelling) und den Einsatz von Bildern zurückgreifen, um Meme zu erzeugen.
In der Zusammenarbeit von Kunst und Wissenschaft sollte man also von der reinen Visualisierung hin zu einer gemeinsamen Produktion gelangen, welche idealerweise mit einer Sprache spricht.
Beispiele für Projekte, in denen Kunst und Wissenschaft zusammenarbeiten:
Die Untoten
Das Projekt “Die Untoten: Life Sciences & Pulp Fiction” der Kulturstiftung des Bundes, des Kampnagel Thaters und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, beschäftigt sich etwa mit dem Grenzbereich von Leben und Tod anhand von Erkenntnissen der Biowissenschaften und des Phänomens des Zombiefilms. Hierbei wird eine Verbindung von Unterhaltung und Bildung hergestellt.
Science Slams
Science Slams sind ein weiteres Beispiel für eine erfolgreiche Kombination von Kunst und Wissenschaft. In der Form einer kurzen und möglichst unterhaltsamen Performance stellen sich Nachwuchswissenschaftler*innen einem Laienpublikum und versuchen, diesem die Grundidee ihrer Forschungsarbeit zu vermitteln.
Biomimicry
Biomimicry ist ein relativ neues Projekt, welches die Konstruktionsprinzipien der Natur als Mediator für Wissenschaft nutzt und in einen Zusammenhang mit Ästhetik, Design und Messbarkeit bringt. Auf der Plattform geht es darum, Bauformen der Natur als Inspiration für die künstliche Konstruktion von Produkten zu verwenden.
Es kann auch mal schiefgehen:
Ein Beispiel dafür, dass die Symbiose von Kunst und Wissenschaft auch nach hinten losgehen kann, ist der Neubau des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, dessen Bauzaun im Rahmen eines Schulkunstprojekts mit Bildern der Chemtrail-Verschwörungstheorie verziert wurde.
“Das BMBF, Frau Cornelia Quennet-Thielen, das Wissenschaftsjahr 2012 – Zukunftsprojekt Erde und die Anna-Seghers-Schule.” (chemtrail-fragen.de, 2012)
“Informiert euch über Chemtrails!” (Florian Freistetter, Astrodicticum simplex, 22.06.2012)
“Chemtrail-Propaganda aus Steuergeld?” (Inge Hüsgen, GWUP-Blog, 29.06.2012)
Im Idealfall dient Kunst also nicht bloß zu Illustration von Wissenschaft, sondern trägt selbst zum Erkenntnisgewinn bei.
Ein Beispiel dafür ist die Ausstellung “Pflanzenblicke” von Cordula Hesselbarth (2013), die sich in ihrer Arbeit mit der kulturellen Wahrnehmung von Pflanzen im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert auseinandersetzt.
Citizen Science: Bürger*innen forschen mit
Üblicherweise spielt sich wissenschaftliche Forschung relativ isoliert vom Rest der Gesellschaft innerhalb akademischer Einrichtungen ab. Doch in vielen Bereichen bietet es sich an, Bürger*innen im Rahmen von Projekten miteinzubeziehen. Diesen Ansatz verfolgt das Konzept der Citizen Science.
Citizen Science möchte Bürger*innen dazu motivieren, sich an bestimmten wissenschaftlichen Forschungsvorhaben zu beteiligen. Dabei soll der Spieltrieb aktiviert, eine Expertenschaft in bestimmten Nischenthemen angesprochen, sowie Austausch innerhalb eines Wissensnetzwerks angeboten werden.
Beispielprojekte zu Citizen Science:
Ein Bereich, der sich besonders gut für Citizen Science eignet, ist die Tierbeobachtung.
Das Leibniz-Institute for Zoo and Wildlife Research (ZWI) in Berlin bietet derzeit zwei entsprechende Projekte an: “Berliner Wildschweine” und “Igel in Berlin“.
Bürger*innen können Sichtungen von Tieren über Fragebögen melden, welche daraufhin in interaktive Karten eingetragen werden. Des weiteren erhalten Mitwirkende Rückmeldung über Newsletter.
Weitere Beispiele im Bereich Tierbeobachtung sind die Projekte “anymals“, ein dynamischer Naturführer mithilfe von Smartphone-App und GPS und “Naturgucker“, ein Netzwerk für Naturbeobachter*innen.
“Verlust der Nacht“, ein weiteres Projekt im Bereich Umwelt aus Deutschland, befasst sich mit dem Thema Lichtverschmutzung und ermöglicht Bürger*innen, mithilfe einer Smartphone-App, die Himmelshelligkeit zu messen. Der Hintergrund des Projekts ist die Erforschung der Auswirkung künstlicher Beleuchtung in urbanen Räumen auf die Tierwelt. Das Projekt wurde an der Freien Universität Berlin und vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) entwickelt.
Ein Blick über Deutschland hinaus zeigt eine Vielzahl spannender Projekte.
Zooniverse ist eine englischsprachige Plattform für Citizen-Science-Projekte.
Das amerikanische Projekt “Swarmageddon” ist eine Plattform zur Verfolgung von Singzikaden.
“Swarmageddon: Join Our DIY Cicada-Tracking Events!” (John Keefe, radiolab.org, 2013/04/01)
Das Projekt “fold it – Puzzles for Science” ist ein interaktives Puzzle-Spiel, bei dem Eiweißmoleküle im dreidimensionalen Raum gefaltet werden. Dies hilft Wissenschaftler*innen, Algorithmen zur automatischen Proteinfaltung zu verbessern.
Im Rahmen der Diskussion wurden grob drei Ansätze für Citizen Science festgehalten:
- Bürger*innen werden bei der Entwicklung wissenschaftlicher Fragestellungen einbezogen;
- Bürger*innen sammeln Daten in einem größeren Umfang, als es einem einzelnen Wissenschaftler*innen-Team möglich wäre;
- Bürger*innen helfen bei der Analyse von großen Datensätzen.
In manchen Themenbereichen haben Bürger*innen eine Expert*innenschaft inne, welche innerhalb der Akademie nicht vorhanden ist, da entsprechende Forschungsbereiche zu klein oder ungefördert sind. Beispiele dafür sind die Münzkunde (Numismatik) oder Briefmarkenkunde (Philatelie).
Doch wie kann erreicht werden, dass Bürger*innen innerhalb von Citizen-Science-Projekten nicht nur als reine Zubringer*nnen von Daten agieren?
Ein möglicher Weg liegt darin, Forschungsfragen so zu formulieren, dass diese für Beobachter*innen/Hobbyforscher*innen leicht verständlich sind.
Zum Anderen können Tools und deren Bedienung so konzipiert werden, dass die Übermittlung von Daten leicht gemacht wird, etwa bei Bestimmungs-Apps für Smartphones.
Citizen-Science-Projekte sollten dadurch gekennzeichnet sein, dass eine klare Systematik für die Datenerhebung erkennbar ist. Auch sollte ersichtlich sein, wie die Daten ausgewertet werden. Diese Art der Transparenz ermöglicht eine Feedbackschleife, die Teilnehmer*innen motiviert.
Wissenschaft mit Friends und Followern
In dieser Session mit der Astrophysikerin und Wissenschaftsbloggerin Sibylle Anderl @sianderl und Social Media Managerin Iris Wessolowski (www.expeditionwissenschaft.blogspot.de, @iwess1) ging es darum, wie man Wissenschaftler*innen zur Kommunikation im Social Web motivieren kann.
“Wissenschaft mit Friends und Followern.” (Sibylle Anderl, Planckton-Blog, FAZ, 20.05.2013)
Innerhalb des Wissenschaftsbetriebs stellt sich oft das Problem von hierarchichen Strukturen, welche dem mit Social Media einhergehenden teilweisen Kontrollverlust kritisch gegenüberstehen.
Eine weitere Hürde besteht in Bedenken bezüglich des Datenschutzes.
Gleichzeitig mangelt es innerhalb wissenschaftlicher Organisationen oft an Kenntnissen zur professionellen Kommunikation im Social Web.
Im Lauf der Diskussion ergab sich die Idee, die Beteiligung am Social Web in Wissenschaftseinrichtungen stufenweise anzugehen.
So kann etwa im ersten Schritt anderen Akteuren gefolgt, Inhalte geliked oder geteilt werden. Im nächsten Schritt können dann Inhalte kommentiert werden. Ist eine gewisse Sicherheit im Umgang mit dem Medium erreicht, so können auch eigene Inhalte eingestellt werden. Eine teilweise Vermischung der Kommunikation als professionelle*r Wissenschaftsakteur*in und Privatperson kann dabei möglicherweise helfen, Hemmschwellen abzubauen.
Internet-Meme für die Wissenschaft
Das Internet ist voller Katzenbilder. Dieser Erkenntnis kann sich kaum jemand entziehen, der*die jemals das Feld der Netzkultur gestriffen hat. Virale Videos von Gangnam Style bis Harlem Shake sind kaum mehr wegzudenken und ergießen sich als nicht enden wollender Fluß von Unterhaltung in unsere Wohnzimmer. Ein Mahlstrom von Trivialität, so manche*r Kritiker*in.
1976 wurde der Begriff des Mems durch den Evolutionsbiologen Richard Dawkins geprägt, welcher heute eher als atheistischer Aktivist bekannt ist. In seinem Buch Das egoistische Gen (The Selfish Gene) beschreibt Dawkins das Mem als Grundeinheit der menschlichen Kultur.
Aber lässt sich das Phänomen Internet-Meme auch im Dienst der Wissenschaft gebrauchen? Ja, meint Henning Krause, Social-Media-Manager bei der Helmholtz-Gemeinschaft in Berlin.
Die zentrale Eigenschaft des Internet-Mems ist, dass es von vielen adaptiert und nachgemacht wird. Dadurch ergibt sich unweigerlich ein Wiedererkennungseffekt. Ganz klar steht der Spaß im Fokus, es geht weniger um harte Wissenschaftsfakten.
Das Medium des Mems kann durchaus vielfältig sein: Zwar sind Bild-Meme und virale Videos die bekanntesten Formen des Internet-Mems, aber es gibt auch Meme in Form von Twitter-Hashtags (siehe Ende dieses Abschnitts). Ein grundsätzliches Risiko dabei besteht allerdings in der Möglichkeit, dass ‘Trolle’ ein Hashtag für antiwissenschaftliche Propaganda hijacken können.
Die Herausforderung und die Chance liegt darin, über Meme ein positives Image von Wissenschaft zu vermitteln.
Wie kann man das in Deutschland erreichen? Zunächst einmal wäre es wichtig, günstige Rahmenbedingungen für Wissenschaftler*innen zu schaffen. In Anlehnung an das Unternehmen Google sollten Freiräume für “kreative Spinnereien” ermöglicht werden. Desweiteren sollte eine Kultur der Anerkennung in Bezug auf wissenschaftliches Bloggen gefördert werden, da Wissenschaftler*innen mit vollem Terminkalender sonst kaum den zusätzlichen Aufwand auf sich nehmen werden.
Richtet man den Blick auf die USA, so sieht man, dass es durchaus auch hilfreich sein kann, so etwas wie “Rockstars der Wissenschaft” zu haben: Persönlichkeiten, die sich und ihr Fachgebiet unterhaltsam und sicher in der Öffentlichkeit präsentieren können.
Auch könnte man Redewendungen “verwissenschaftlichen”, Vorträge in Videos mit dem “Autotune”-Soundeffekt bearbeiten (z.B. Antoine Dobson https://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=VKsVSBhSwJg) oder alltägliche Vorkommnisse in andere (wissenschaftliche)Kontexte setzen. Diese Ansätze können zur virale Verbreitung in sehr verschiedenen Gebieten beitragen.
Links zum Thema Meme:
Klassiker der Internet-Meme: http://www.lolcats.com/
Eine gute Übersicht woher Meme stammen (abseits der Lolcats) gibt es hier: http://knowyourmeme.com/
Sprachmeme:
“I can haz xyz?” https://icanhas.cheezburger.com/
Wissenschaftsmeme:
“SciCamp-Ideen: Interaktion, Bubbles, Podcasts und ScienceIntruder-Meme.” (Henning Krause, Divergent, 01.06.2013)
“SciCamp – Wissenschaft im Netz (#widsc).” (Matthias Fromm, linked2communication, 29.05.2013) – Matthias Fromms Aufruf, bei der Wissenschaftskommunikation mehr rumzuprobieren und Spaß zu haben
Chemical Reaction GIFs:
Chemical reaction gifs (Reddit)
Der Untergang/Downfall/Hitler Reacts Meme:
http://knowyourmeme.com/memes/downfall-hitler-reacts
Journal of Universal Rejection:
Journal of Universal Rejection 😉
Looks like science:
Looks like science (Tumblr) – Wissenschaftler*innen, die anders als das Klischee aussehen
Videos:
Der LHC-Rap (virales Video der LHC-Wissenscenschaftler abseits der offiziellen PR)
Das Gangnam-Style-Mem und die Wissenschaft:
Gang Nam Style im Max-Planck-Stil (Max-Planck-Instituts für Entwicklungsbiologie in Tübingen)
Gang Nam Style im NASA Johnson Stil
Harlem Shake:
Würmer in der Petrischale/ Harlem Shake
Symphony of Science:
Symphony of Science: u.a. Carl Sagan
Epic Rap Battles Of History:
Epic Rap Battles Of History: Albert Einstein vs. Stephen Hawking
Wissenschaftsmeme auf Facebook:
“I fucking love science!” – 24-Jährige Doktorandin steckt dahinter (Anfang des Jahres ‘geoutet‘)
Wissenschaftsmeme auf Twitter:
#overlyhonestmethods – Transparenz der Methoden
#pdftribute – Tribut an den Hacktivist Aaron Swartz
pdftribute website: http://pdftribute.net/
Archiv von pdftribute Tweets: http://aideconomics.com/index.php/2013/01/13/twitter-repository-for-pdftribute/
“Twitter Campaign ‘#pdftribute’ Roars to Life In Tribute to Aaron Swartz.”
Sprachmeme und Wissenschaft
Fußballsprüche auf Wissenschaft anwenden mit Hashtags auf Twitter
Selbständiger Wissenschaftsjournalismus – Entrepreneural Science Journalism Models
In dieser Session berichtete die amerikanische Wissenschaftsjournalistin Claudia Adrien, Gründerin von www.berlinsci.com, einer Plattform für englischsprachige Wissenschaftsnachrichten aus Berlin, von Entwicklungen im Bereich des unternehmerischen Wissenschaftsjournalismus in den USA.
Dort gibt es bereits einen Trend zur Lokalisierung des Wissenschaftsjournalismus. Ein Beispiel dafür ist die National Organization of Science Writers, die auch über das Projekt Explore Utah Science finanzielle Starthilfe für wissenschaftsjournalistische Projekte bietet.
In den USA ist der Online-Wissenschaftsjournalismus gerade dabei, neue Finanzierungsmodelle zu entwickeln. So gibt es etwa das Online-Magazin The Atavist atavist.com, dessen Artikel man sich derzeit jeweils zum Preis von $ 2.99 herunterladen kann.
Ein weiteres Online-Wissenschaftsmagazin ist readmatter.com, welches seine Artikel für 99 Cent pro Stück anbietet.
Wie sieht es im Vergleich dazu in Deutschland aus? Es gibt beispielsweise Krautreporter, eine Crowdfunding-Plattform für journalistische Projekte oder Sciencestarter, eine Crowdfunding-Plattworm für Wissenschaftsprojekte.
Es tut sich also einiges in diesem Bereich.
Doch wie sollen angehende unternehmerische Wissenschaftsjournalist*innen ihre ersten Schritte in die Selbständigkeit gehen?
Ein möglicher Weg besteht darin, mit einem Crowdfunding-Projekt auf einer der entsprechenden Plattformen zu starten. Nach und nach kann bei Erfolg ein Übergang vom regulären Job in die Rolle der Entrepreneurial Science Journalist erfolgen.
Mehr Links zum Thema Entrepreneurial Science Journalism:
World Federation of Science Journalists
www.forbes.com springboard for starting your own things
“Inside Forbes: The Rise of the Entrepreneurial Journalist in a World Seeking Credible Voices.”
boing boing http://boingboing.net/tag/science
[Video] re:publica 2013 – Cory Doctorow: It’s not a fax machine connect to a waffle iron
“How a scientist becomes a freelance science writer.” (Stephanie Chasteen, sciencegeekgirl, 2010/01/05)
berlinsci.com – Science in Berlin
Wissenschaftler*innen-Interviews und Audio(-Podcasts) in der Wissenschaftskommunikation
Das Interview als journalistische Form ist eigentlich ein alter Hut, meint man. Technisch gesehen scheint zunächst nichts Revolutionäres da zu sein: nämlich Tonaufnahmen. Doch sowohl die Verbreitungsform als auch der formelle Rahmen des Formats Podcast sind interessant für die Wissenschaftskommunikation.
Das Medium Podcast eignet sich gut für Zeiten, in denen man zwar irgendeiner körperlichen Tätigkeit nachgeht, aber noch etwas Aufmerksamkeit übrig hat: Reisen, Pendelverkehr, Sport oder Hausarbeit.
In ihrer Länge unterscheiden sich Podcasts teilweise deutlich von Radiofeatures. So ist es durchaus üblich, dass manche Podcasts Folgen mit einer Länge von 3-4 Stunden produzieren. Da man als Zuhörer*in den Podcast jederzeit pausieren kann, ist genügend Raum gegeben, um auch komplexe Themen ausführlich zu behandeln.
Auch das Unfertige, Unperfekte zeichnet sich als Trend im Bereich Podcast ab. Das authentische Gespräch, einschließlich aller Ähs und Versprecher, gewinnt zunehmende Akzeptanz.
Die Wissenschaftskommunikation kann mithilfe von Podcasts insbesondere technikaffine junge Leute erreichen.
Doch wie bekommt man nun als Podcaster*in gut verwendbare Aussagen von Wissenschaftler*innen?
Das Schweigen des Interviewers kann oftmals helfen, Interviewpartner*innen zum Weiterreden zu animieren.
Aber wie kann man es erreichen, forschende Interviewpartner*innen für den Podcast aus ihrem professoralen Duktus herauszubekommen?
Eine Möglichkeit besteht darin, das Reportagemikrofon gegen ein Headset auszutauschen. Dieses wird nach einer Weile nicht mehr als störendes Objekt wahrgenommen und ermöglicht eine enntspanntere Gesprächsatmosphäre.
Ein weiterer Tipp lautet, das Interview nach draußen zu verlegen und mithilfe von mobilem Equipment im Spatziergang aufzunehmen. Die Erfahrung zeigt, dass in der Bewegung oft leichter verständliche, kürzere Aussagen getroffen werden.
Falls man Interviews doch drinnen führt, so sollte man sich einen ruhigen Raum suchen, in dem das längere Gespräch ungestört möglich ist.
Allgemein sollte der Termin für das Interview gut kommuniziert werden, etwa nach dem Schema “Ich komme dann und dann, werde ca. soundsoviel Zeit für den Aufbau benötigen und dann um ca. XY Uhr mit dem Interview beginnen“.
Umstritten ist, ob man vorab die Fragen einreichen sollte. Dafür spricht, dass vor allem Nachwuchswissenschaftler*innen oftmals Schwierigkeiten haben, ihre Forschung aus dem Stehgreif allgemeinverständlich zu erklären. Dagegen spricht, dass dies spontane, oft bessere Antworten verhindert.
Es sollte in jedem Fall vermittelt werden, dass es möglich ist, den Podcast zu schneiden. Falls es nötig wird, eine Erklärung besser zu formulieren, so ist es kein Problem, neu anzusetzen.
Der*Die Podcaster*in selbst sollte sich natürlich in einem gewissen Maße inhaltlich auf das Interview vorbereiten. Aber: Zuviel Vorbereitung kann auch hinderlich sein, wenn es darum geht, für das spätere Publikum die Perspektive von Hörer*innen, Zuschauer*innen oder Leser*innen einzunehmen.
Fazit
Das SciCamp 2013 hat gezeigt, dass es lohnt, neue Wege in der Wissenschaftskommunikation zu gehen. Im Social Web bieten sich dafür vielfältige Möglichkeiten, von Internet-Memen bis zu Wissenschaftspodcasts. Es wird zunehmend wichtiger, Offline- und Onlinewelten in der Wissenschaftskommunikation zu verbinden, was das Scicamp im Kleinen ja bereits bewerkstelligt.
Viele Gesichter, die man als Blogger*innen oder Podcaster*innen eventuell bereits kennt, sofern man sich mit dem Netzgeschehen im Wissenschaftsbereich beschäftigt, konnte man hier auch persönlich antreffen. Es bleibt die Erkenntnis, dass noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten ist, um den sozialen Medien in der Breite im Wissenschaftsbetrieb zum Durchbruch zu helfen. Dennoch, es zeichnet sich ab, wohin die Reise geht.
Ich freue mich jedenfalls schon auf das nächste Scicamp!
Dieser Artikel basiert auf den gemeinsamen Notizen der Teilnehmer*innen, die während des Scicamp in ein EtherPad geschrieben wurden. An dieser Stelle also vielen Dank an alle, die daran mitgetippt haben.
Wenn ihr Lust habt, schreibt mit eure Ergänzungen oder Kritik in die Kommentare.